Der Holunder ist jetzt nicht wirklich für seine Schönheit bekannt. Der Stamm und die Äste sind oft krumm und morsch. Im Winter, wenn die Blätter abgefallen sind, erinnern die Zweige an warzenbesetzte Hirschhörner. Aber ich persönlich finde ihn genau drum wunderschön.

Im Frühling, wenn der Holunder in sattem Grün und mit leuchtend weissen Blüten dasteht, zeigt sich seine ganze Schönheit. Da können wir in ihm das Zuhause der strahlenden Holla vermuten. Nicht ohne Grund erhielt der Holunder den Namen der grossen Göttin.

Altes Wissen

Der Holunder galt schon seit jeher als Zauberbaum und heilige Pflanze, in der ein mächtiger Pflanzengeist wohnt. Als ein Baum der Ahnen und als ein Tor in die Anderswelt wurde er angesehen. In ihm wohnte der gute Hausgeist, der Haus und Hof beschützte. Wie sehr der Holunder in der germanischen Mythologie geschätzt war, zeigt sich in der Redensart “Vor dem Holunder sollst du den Hut ziehen, vorm Wacholder aber das Knie beugen.“

Man sagt, dass im Holunder die Frau Holle sitzt und dass der Holunder beide Apsekte in sich trägt, das Licht und die Dunkelheit, die Geburt und den Tod. Im Frühling siehst du die Geburt, das Licht, in den zauberhaften, sternenförmigen Blüten. Im Herbst siehst du die Dunkelheit, den Tod in den schwarzen Beeren.

Frau Holle nimmt die verstorbenen Seelen auf (Tod, Dunkelheit) und schicke die Seelen, die geboren werden, auf ihren Weg (Geburt, Licht), so heisst es. Ich finde das eine wundervolle Vorstellung.

Unsere keltischen und germanischen Ahnen opferten unter dem Holunder der alten urtümlichen Muttergottheit. Perchta, die Junge, die Leuchtende, die Strahlende, aber auch ihr dunkler Aspekt, hütete Haus- und Hofgemeinschaft und die Pflanzenwesen im Garten. Segensvolle, milde Holde, war sie, Schützerin, Schwellenführerin und Heilerin gleichzeitig.

Aus Holunderholz wurden in England Flöten und Jagdbögen hergestellt. Das Holz gewährleistete die direkte Anbindung der Urmutter, zur dreifachen Göttin. Die Cherokee- Indianer geben ihren Stammesmitgliedern vor der Vissionssuche einen „Trank der Reinigung“ aus den schwarzen Holunderbeeren. Die Crow-Indianer baden Mutter und Kind nach der Geburt im Holunderabsud, um die Sauerstoffversorgung zu erhöhen und dem plötzlichen Kindstod vorzubeugen.

Bei den Kelten war die Wurzel vom Holunder, Wohnstatt des Erdgottes Puschkaitis, dem Herrn der wilden Wald- und Erdwesen.

Eigenschaften

Dem Holunder wird nachgesagt, dass er schweisstreibend, schleimausleitend, fiebersenkend, abwehrstärkend, stoffwechselsteigernd, harntreibend, blut- und systemreinigend, aber auch beruhigend, blutbildend, antiviral, lymphanregend wirkt. Er soll Blockaden lösen, die Sauerstoffversorgung steigern und die Körpersäfte klären.

Ich liebe die Blüten als Tee, wenn ich mich grippig fühle oder vor der Sauna/dem Sport, damit ich besser schwitzen kann. Aber auch im Frühling im Detoxtee gehört er für mich immer dazu.

Wirkung auf Körper, Geist und Seele

In den elfenbeinweissen Sternenblüten begegnen wir dem Feinsten, dem Subtilsten, dem Federleichtesten der Göttin. Sie entstauben uns von allen überalterten Energien, geben Neutralität, Schutz und Strahlkraft. Das ist die Gnade der dreifachen grossen Göttin.

Die glänzenden, in ihrer Fülle schwer nach unten neigenden Beeren des Schwarzen Holunders unterstehen dem alten, weisen, dunklen Aspekt der Muttergottheit. Sie reinigen bis in tiefe Schichten, löschen überholte Programme und geben uns unsere Entscheidungsfreiheit wieder. Die Kraft der Holunderbeeren reinigt unser Wurzelchakra und schenkt uns Anbindung an die uralte Kraft der Erde.

Über die bewusste Verbindung mit Mutter Erde können wir uns verwurzelt zu den Sternen erheben, die weibliche und männliche Energie ausgleichen, gleichwertig werden lassen und zur Einheit verschmelzen lassen.

Holunder öffnet für die Zirkulation die Tore – er öffnet die Poren der Haut, verhilft zu reinigendem Schwitzen und stimuliert die Nieren. Er bringt Hitze, üblen Schweiss und Urin nach aussen. Und er öffnet die Lungen und befreit von Schleim.

Holunder wirkt wie ein Schutzschild, löst Ängste und lässt uns ruhig werden. Er wurde zu Heilzwecken und zu magischen Ritualen verwendet. Der Elderstab, ein Zauberstab, wurde aus Holunderholz hergestellt.

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Anwendungen

Die Holunderblüten kannst du ganz vielfältig verwenden. Hier ein paar Rezepte für dich. Im Internet findest du auch verschiedene Rezepte dazu, wie du die Holunderblüten ausbacken kannst. Das haben wir einmal in der Heilpflanzenschule gemacht und das war super lecker.

Wir machen aus den Holunderblüten auch Sirup und Geleè, wie so viele und ab und zu mache ich aus dem Holunderblüten-Öl auch eine Salbe. Rezepte findest du auch dazu unzählige im Internet.

Holunderblüten Tee – 1TL Blüten mit 150ml Wasser übergiessen und 7min zugedeckt ziehen lassen. 1-7 Tage mehrmals täglich 1-2 Tassen Tee heiss trinken, besonders in der zweiten Tageshälfte. Holunderblüten können jeder Teemischung zur Linderung von Stoffwechselerkrankungen wie Rheuma, Gicht und Hautkrankheiten beigefügt werden. Vor einem Saunabesuch erleichtert die schweisstreibende Wirkung des Holunderblütentees das Schwitzen und unterstützt die Entgiftung über die Haut.

Blütenöl – nimm 10 frische Holunderblütendolden, zwicke die Blüten ab und gib sie in ein Schraubdeckeglas. Übergiesse die Blüten mit 500ml guten Olivenöl, so dass alle Blüten mit Öl bedeckt sind. Deckel schliessen, das Glas anschreiben und das Ganze 4-6 Wochen ziehen lassen. Das Glas jeden Tag mit viel Liebe schwenken. Danach abseihen. Wenn’s schneller gehen muss, die Holunderblüten 2min lang in 500ml Olivenöl leicht erwärmen und danach abseihen. Das fertige Öl abfüllen und kühl und dunkel lagern. Das Öl beruhigt und pflegt empfindliche, gereizte Haut und eignet sich gut zur Pflege nach einem Tag in der Sonne.

Blütenwasser – 4 grosse Blütendolden in ein Gefäss zupfen und mit 1lt abgekochtem und wieder abgekühlten Wasser, in das 0,5 TL Weinsteinsäure gerührt wurde, aufgiessen, abdecken und 24 Stunden ziehen lassen. Die Blüten abseihen und das Wasser kühl und dunkel lagern. Die Haltbarkeit liegt bei 2-3 Wochen. Trinke, immer wieder etwas davon. Es regt den Stoffwechsel an.

Holundermilch – 2 Blütendolden in 2 Tassen (egal was für) Milch zum Kochen bringen, etwas ziehen lassen und abseihen. Mit Honig oder Ahornsirup gesüsst und mit Vanille, Ingwer, Safran oder Zimt gewürzt – ein Hochgenuss!

Holunderblüten Likör – ca. 10 grosse Blütendolden sammeln und mit 1 Liter Wasser übergiessen. 15gr Zitronensäure oder eine Bio Zitrone geschnitten, dazu geben. 24h ziehen lassen. Zwischendurch mal umrühren. Durch eine Stoffwindel abgiessen und kräftig ausdrücken. 350gr Zucker und 7,5 dl Wodka dazu geben und in Flaschen abfüllen, sobald sich der Zucker aufgelöst hat.

Blütenessenz – reinigt unser System und lässt uns Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden und filtern. Sie schenkt Überblick und Klarheit, lässt Wesentliches erkennen und öffnet uns für den Lichtfluss. Holunder hilft, alle Teile des Lebensnetzes kennenzulernen, es zu entwirren und meisterhaft weiterzuweben.

Wenn du die Blütenessenz nicht selber machst, sondern kaufen möchtest. Ich empfehle dir von Herzen die Blütenessenzen von Odin Elixir.

Der Holunder wurde als die Pforte zur Welt der Geister und Ahnen gesehen, daher galt es als unglücksbringend, ihn zu schneiden.

Nebenwirkungen / Gegenzeige

Blüten – Vom Holunder sind keine Nebenwirkungen, Wechselwirkungen oder Kontraindikationen bekannt

Beeren – unreife Beeren sind schwach giftig und führen bei Überdosierung zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Auf den Verzehr roher Beeren sollte daher verzichtet werden. Erst weiterverarbeiten, wenn die Beeren abgekocht sidn. So wieso nur reife, bzw. schwarze Beeren ernten.

Mit Holunder räuchern

In ganz vielen meiner Räuchermischungen im Magischen Natur Shop (ist geschlossen bis am 1. Juli 2023), hat es Holunderblüten und in der Samhain– und Rauhnnachtsräuchermischung hat’s auch ganz wenig vom Holunderholz.

Holunderholz ist „in der Szene“ ein bisschen umstritten, wegen der Geschichte mit Judas. Mehr dazu, weiter unten. Und, weil viele Menschen dem Holunderbaum Ihre Sorgen überlassen. Ich persönlich bin überzeugt, dass einerseits alles was wir dem Baum abgeben gleich nach unten befördert wird (ich glaube nicht an eine Hölle, bin protestantisch aufgewachsen), weil immer alles zurück zu Mutter Erde geht. Und ich in meiner Vorstellung, reinigt sich eine Pflanze selber. Darum benutze ich Holunderholz in Räucherungen, wenn’s um Übergangsthemen geht. Mach es so, wie es sich für DICH richtig anfühlt.

Blüten – getrocknete Holunderblüten schenken, geräuchert, grosse Regenerationsfähigkeit. Wir erheben uns wie „Phönix aus der Asche“ neu. Eine Räucherung mit Holunder (egal ob Blüten, Rinde, Holz, Beeren) schenkt uns Schutz und stärkt unsere Selbstheilungskräfte. Sie lässt uns den „richtigen“ Zeitpunkt erkennen und unterstützt uns bei Ahnen- und Übergangsritualen. Die Holunderblüten schenken Leichtigkeit, Frieden und Freude.

Beeren – die Beeren unterstützen uns auf unseren Reisen zwischen den Welten, helfen uns, uns mit unserern Ahnen zu verbinden. Eine Beerenräucherung aktiviert zusätzlich unser „Bauch-Gehirn“ und stimuliert Kräfte, die ganz tief im Leib verborgen sind. Auf die Gebärmutter wirkt eine Räucherung mit den Beeren entstauend.

Sammelzeit

Knospen – Februar/März; Blüten – Mai/Juni; Blätter – April bis Juni; Beeren – August/September; Rinde – März/April

Der Holunder ist ein starker Schutzbaum und wurde früher gerne gepflanzt, um Haus und Hof zu schützen. Wir finden ihn in unseren Breitengraden auch heute noch bei praktisch jedem Bauernhof oder Stall. Es heisst, dass man 8 Jahre Unglück hat, wenn man einen Holunderstrauch fällt.

Die Geschichte von Judas

Ja, dann war da noch die Geschichte mit Judas und dem Holunder. Es gibt eine alte Saga, in der erzählt wir, dass Judas sich, nach dem Verrat an Jesus, an einem Holunderbaum erhängt hat. Seine Seele/sein Körper ist danach, laut Erzählung, den Baumstamm entlang, runter in die Hölle (ich glaube immer noch nicht an eine Hölle, aber so heisst es halt) gerutscht und das Ohr blieb dabei hängen.

Darum werden die Pilze, die man ab und zu am Holunder findet „Judasohr“ genannt. Sie sehen aus wie Ohren und ja, dann war da eben Judas. Eine gruselige Geschichte, aber früher hat man sich, im dunkeln Winter, sicher gerne solche Geschichten erzählt, gell.

Das Judasohr ist besonders in der asiatischen Küche zu Hause. Ich liebe es in chinesischen Gerichten. Es ist ein bisschen gschluderig und trotzdem hat es Biss. Du kennst es bestimmt auch. Schau dir mal das Foto an (Quelle: paracelsus.de).

Ein kleines Ritual

Dem Holunder kannst du, laut der Geschichte, aber auch deine Ängste und Sorgen abgeben. Gehe zu einem Holunderbaum, halte seinen Stamm mit beiden Händen fest und teile dein Leid, deine Sorgen und deine Ängste mit ihm. Was auch immer dir auf der Seele liegt. Und dann stell dir vor, wie alles über deine Hände in den Stamm fliesst. Der Baum nimmt dir deine Last ab. Stell es dir vor und fühle, wie du freier und leichter wirst.

Bedanke dich von Herzen beim Holunder und lass ihm ein kleines Opfer da. Zum Beispiel einen Apfel, etwas Mais oder Tabak oder was auch immer du gerade dabei hast und in der Natur zurücklassen kannst.

Wer unterm Holler Busch einschläft, wird vom kleinen Volk der Elfen träumen.

Holunderbeeren

Ja, natürlich kannst du auch mit den Beeren ganz viel machen. Dazu aber mehr, wenn sie reif sind.

Nun wünsche ich dir viel Freude beim Sammeln und Verarbeiten deiner Holunderblüten und einfach immer daran denken, nur wenig von einem Baum nehmen, auch wenn die Bäume grad schwer tragen.

Es ist schön, wenn möglichst viele Beeren wachsen dürfen und wir und die Vögel auch im Herbst/Winter noch etwas davon haben.

Von Herzen alles Liebe
deine Kräuterhexe Corina